Er begann als Mechaniker mit kleinen Reparaturarbeiten sein Geld zu verdienen. Da sein Vater Uhrmacher gewesen war, hat er sein Werkzeug benutzt. Leider war der Vater ja schon so früh verstorben, dass er seinem Sohn nichts mehr beibringen konnte. So gingen die Fertigkeiten der drei vorhergehenden Generationen verloren. Trotzdem konnte sich Johann Heinrich einen guten Namen für jegliche Art von Uhrenreparaturen machen und er erhielt später von einem ehemaligen Uhrmacher sogar eine Art Ausbildung. Und so eröffnete er zunächst auch einen Uhrenhandel. Er war ein Tüftler. Wenn etwas kaputt war, konnte er den Schaden beheben. Wenn eine Uhr kaputt war, hieß es als erstes: „Hein Dräger mokt dat wedder!“

Wodurch denkst du kam der Wendepunkt, dass er sich dann spitz genug aufgestellt hat mit seinem Angebot?

Neben dem Uhrenhandel übernahm er von einem Freund auch eine Feuerversicherungsagentur und bekam dadurch gute Kontakte zu Hamburger Händlern und Geschäftsleuten. Unter anderem lernte er den Generalagenten für Deutschland des amerikanischen Nähmaschinen-Herstellers Singer kennen. Insofern lebte mein Urgroßvater, vor der Gründung seines eigenen Betriebes, auch vom Vertrieb von Nähmaschinen, die er zunächst als fahrender Handelsmann an die reichen Bauern in Vierlanden verkaufte.

Das klingt nach Bauchladen, mit all den Dingen, in denen er sich gleichzeitig versucht hat.

Ja. In Bergedorf gründete er dann zusätzlich einen kleinen Laden für technische Artikel wie Nähmaschinen, Barometer und Thermometer. Er nannte sich damals „Uhrmacher und Mechaniker“. Er verkaufte also weiterhin Singer-Nähmaschinen, aber eben im eigenen Geschäft, sowie Thermometer und Barometer. Und von seiner „Tüftleritis“ war er natürlich auch nicht geheilt.

....

Draegerman in Amerika

Amerika war einer eurer Hauptabnehmer, oder? Der Begriff „Draegerman“ ist ja, soweit ich weiß, durch eure Aktivitäten in Amerika entstanden. Ich habe eine Draegerman-Szene sozusagen indirekt in unser Theaterstück eingebaut, als Dank für eure Unterstützung.

Ja, sicherlich hat dieses Phänomen mit unserem Erfolg in Amerika zu tun. Ich bewunderte meinen Großvater Bernhard dafür, dass er schon so früh den Mut hatte, in Amerika eine Tochtergesellschaft zu gründen. Ihm ist das zu verdanken, dass heute noch die Mitarbeiter der amerikanischen Grubenwehren, also die Feuerwehrmänner des Bergbaus, „Draegermen“ genannt werden. Deshalb freute ich mich als ich in das Drägerwerk einstieg, selbst nach Amerika zu reisen und diese „Draegermen“ kennenzulernen.

Bevor ich deinen Sohn und eure Stiftung kennengelernt hab, hatte ich noch nie davon gehört. Anscheinend ist dieser Begriff in Amerika sogar so berühmt, dass 1938 in einem Superman-Comic ein Draegerman vorkommt, habe ich im Internet gelesen. Und in Amerika weiß kaum jemand, dass der Ursprung des Draegerman in Norddeutschland liegt.

Die Draegermen sind sehr bekannt in Amerika, wir als Unternehmen aber nicht. Der Name Dräger war dort ein Synonym für „Rettung“.

Wie wichtig es ist, vor Ort für seine Kunden da zu sein, erkannte mein Großvater, Bernhard Dräger, schon 1904. Mit seiner Familie machte er sich auf den Weg von Lübeck nach Amerika, um seine Produkte auf der Weltausstellung in St. Louis vorzustellen. Nur drei Jahre später gründete er in New York die erste ausländische Tochtergesellschaft - der Beginn einer weltweiten Expansion. Heute sind wir in über 190 Ländern vertreten.

Übrigens: Einmal las ich eine Geschichte von einem Draegerman, die mich sehr berührte. Warte mal, ich glaube, ich habe sogar eine Kopie davon hier in meinem Bücherregal, um dir mal verständlich zu machen, wie gefährlich der Beruf der Grubenwehr ist, aber auch was ihnen die Dräger-Masken alles ermöglicht haben.

...

Anderen Menschen helfen bedeutet für mich Erfolg. Eine Hilfstechnik entwickeln, die so gut ist, dass auch andere sie lernen wollen und sie dadurch nicht nur meinen Coachees hilft, sondern auch vielen anderen Menschen. Erfolg bedeutet eigentlich auch so ausgebucht zu sein, dass man keine große Werbung mehr schalten muss. Aber ehrlich gesagt fürchte ich mich auch vor diesem Zustand. Werde ich dann überhaupt noch Zeit zum Entspannen haben? Zeit haben, um Bücher zu schreiben und meinen Gedanken nachzuhängen? Klar, ich will, dass meine Coaching-Methoden benötigt und gewollt werden, aber auf einen komplett ausgebuchten Kalender, kaum Zeit und Stress habe ich ehrlich gesagt auch keine Lust.

Da musst du dich aber irgendwann entscheiden. Beides zusammen ist schwierig realisierbar. Wenn man wie mein Großvater beispielsweise noch Tochterfirmen im Ausland aufbaut, dann hat man einfach wenig Zeit, um seinen Gedanken nachzugehen.

Ja, da hast du wohl leider recht. Übrigens bezogen auf deinen Großvater und seine Unternehmungen in Amerika: Ich habe mich auch schon oft gefragt, ob zum Beispiel Deutschland wirklich das richtige Land für meine Ideen ist. Hier setzt man auf Anpassung und ist immer gegen Eliteförderung. Dabei ist die Förderung von innovativen, kreativen Menschen wirklich keine Eliteförderung, sondern eine ganz normale Bedürfnisbefriedigung!
Aber Auswandern oder Mitarbeitende einstellen, oder mehr mit ausländischen Firmen arbeiten… das macht mir Angst. Das sind große Schritte. Ich weiß nicht, ob ich es mir wirklich zutraue. Hier in Lübeck habe ich meinen festen Freundeskreis, ich kenne die Orte, die mir guttun, wo ich zur Ruhe finde. Wenn ich umziehe, muss ich mir wieder alles neu aufbauen.

menuchevron-down